DIAGNOSE KUNST
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Medizin trifft Kunst
Das Department Kunstwissenschaften hat seine Siebdruckwerkstatt saniert. Ein Projekt bringt Allgemeinmedizin und Kunstwissenschaften einander näher.
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Beim Siebdruck sind viele verschiedene Arbeitsschritte nötig.
Eingetrocknete Farbkleckse in einem Untergeschossraum der Fakultät für Psychologie und Pädagogik zeugen von dem, was einmal war – und nun wieder zum Leben erwacht ist: die Siebdruckwerkstatt des Departments Kunstwissenschaften der LMU. In den 1980er-Jahren wurde jene Werkstatt erstmals eingerichtet. Aufgrund neuer Sicherheitsbestimmungen und veralteter Ausstattung gab es in den vergangenen Jahren jedoch eine lange Nutzungspause.
Günter Stöber, Akademischer Oberrat am Institut für Kunstpädagogik, und Johanna Winkler vom Department Kunstwissenschaften haben sich für eine Sanierung eingesetzt. Dies ermöglichte im diesjährigen Sommersemester eine erneute Öffnung der Siebdruckwerkstatt. Damit wurde ein Ort der Begegnung geschaffen: für das Kunstwissenschaftliche Institut und darüber hinaus. Entstanden ist zunächst ein fächerübergreifendes Kooperationsprojekt mit dem Institut für Allgemeinmedizin. „Der Austausch über Bilder von medizinischer Forschung und Kunstwissenschaften hat eine lange Tradition – von Leonardo bis zu den heutigen KI-Techniken”, so Günter Stöber.
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Allgemeinmedizin wird greifbar
Studierende der Kunstwissenschaften haben in jenem Untergeschossraum über Monate Siebdrucke erstellt. Das Ziel: eine Vernissage am Ende des Semesters im Institut für Allgemeinmedizin. Unter der Anleitung von Eva Blanché, Dozentin der Kunstpädagogik, konnten die Studierenden in der Werkstatt kreativ werden, von der Skizze bis hin zum fertigen Druck. „Es ist schön, dass die Siebdruckwerkstatt nach außen sichtbar gemacht wird“, so die Dozentin über das Projekt.
Das Thema der Drucke: die Allgemeinmedizin. Was zunächst abstrakt klingt, nimmt durch die entstandenen Siebdrucke eine bunte und greifbare Form an. In Auftrag gegeben wurden die Werke von Professor Jochen Gensichen, Direktor des Instituts am LMU-Klinikum, seiner Referentin Sandra Nauerz und Andrea Bischhoff, Geschäftsführerin der Stiftung Allgemeinmedizin.
Wir können mithilfe der Kunst die Themen, die uns wichtig sind, außerhalb von Wissenschaft, außerhalb von Arzt-Patienten-Beziehung, außerhalb von Praxis und Krankenhaus anders mitteilen und uns verständlich machen
JOCHEN GENSICHEN, DIREKTOR DES INSTITUTS FÜR ALLGEMEINMEDIZIN AM LMU-KLINIKUM
Der Gedanke dahinter: Medizin greifbar zu machen. „Wir können mithilfe der Kunst die Themen, die uns wichtig sind, außerhalb von Wissenschaft, außerhalb von Arzt-Patienten-Beziehung, außerhalb von Praxis und Krankenhaus anders mitteilen und uns verständlich machen“, sagt Jochen Gensichen.
Entstanden sind 15 Werke von sieben Studierenden, die auf individuelle Art und Weise ihren Bezug zum Thema Medizin künstlerisch umgesetzt haben.
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Inspiration beginnt im eigenen Umfeld
Die Kunstschaffenden haben sich von eigenen Erfahrungen oder jenen aus dem Bekanntenkreis inspirieren lassen: „Siebdruck ist keine spontane Technik, man muss planen, die einzelnen Arbeitsschritte sind zeitaufwendig“, erläutert Dozentin Eva Blanché die Herangehensweise der Studierenden.
Drucke der Studentin Mira Gunzelmann zeigen zum Beispiel Sätze einer chronisch kranken Person, zu deren alltäglichem Leben der Kontakt mit Ärzten und die Einnahme von Medikamenten gehört. „Ich habe viele Sätze aufgeschnappt“, sagt die Künstlerin. Fragmente der Aussagen hat Mira Gunzelmann in textbasierten Mixed-Media-Werken verarbeitet.
Eine Vernissage als Ort der interdisziplinären Begegnung
Bilder in leuchtenden Farben und mit bunten Motiven sind die Ergebnisse der Kooperation von Kunst und Medizin, die nun einen nachhaltigen Eindruck in den Räumen des allgemeinmedizinischen Instituts hinterlassen. Ende Juli wurden die Werke nach langer Schaffensphase im Zentrum für Allgemeinmedizin erstmals ausgestellt.
Die Studierenden des Siebdruckkurses betonen, wie sehr sie der Austausch bereichert hat. Für die meisten ist es die erste Ausstellung in ihrer bisherigen kreativen Laufbahn. Elisabeth Märtin ist eine der Studierenden des Kurses. Sie interessiert sich für den Austausch von Medizin und Kunst. „Das ist spannend und kann einiges bewirken“, so die Studentin. „Durch Kunst kann man Themen ansprechen, die durch Worte nicht erreichbar sind.“ Der Titel der Ausstellung „Diagnose: Kunst“ greift diesen Gedanken auf.
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Mediale Begleitung des Projekts
Eine erfolgreiche Vernissage benötigt entsprechende organisatorische Vorbereitungen. Auch in diesen Prozess wurden die Studierenden der Fakultät Kunstwissenschaft eingebunden. Johanna Winkler begleitete die Kooperation zusammen mit Studierenden des Nebenfachs Kunst, Musik, Theater an der LMU organisatorisch. Der Kurs hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Projekt zu dokumentieren und medial zu verbreiten. Entstanden sind unter anderem eine Website, ein Ausstellungskatalog und Posts für den LMU-Takeover-Kanal. Fotografien der Studierenden erlauben Einblicke in den Arbeitsprozess des Siebdrucks. Jener ist in aufwendige einzelne Arbeitsschritte gegliedert: von dem Belichten der Siebe bis zum fertigen Druck.
Dozentin Johanna Winkler beschreibt die Wiederaufnahme der Siebdruckwerkstatt als „Herzensprojekt“: „Gemeinsam mit meinen Studierenden bewegten wir uns das letzte Semester zwischen zwei Welten – der Allgemeinmedizin und der Kunst. Wir waren hauptverantwortlich für die Kommunikation und das Projektmanagement eines Projektes, von dem wir selbst noch nicht genau wussten, welche Form es annehmen wird.“
„Ein ungewöhnliches Pärchen“
Das Engagement aller Seiten hat sich ausgezahlt, wie bei der Vernissage sichtbar geworden ist, die mit dem Sommerfest des Instituts für Allgemeinmedizin zusammenfiel.
Nach begrüßenden Worten von Jochen Gensichen beschreibt Professorin Alexandra Kertz-Welzel als stellvertretende Direktorin des Departments Kunstwissenschaften die Medizin und Kunst zunächst als ein „Pärchen, das so gar nicht zusammenzupassen scheint“ und doch mehr Schnittstellen aufweist, als zunächst erwartet: „Es geht um Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod, Grenzerfahrungen und intensive Bewegungen“, so Kertz-Welzel. „Wir brauchen mehr solcher Kooperationen von Partnern, deren Verbindung zunächst ungewöhnlich scheint, die aber inspiriert und aus deren spannungsreicher Begegnung für beide Seiten Neues entsteht.“
Vorwort des Katalogs
Im Dezember 2022 bekamen wir einen Anruf von Prof. Gensichen mit der Frage, ob sich die Kunstwissenschaften eine Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin vorstellen könnten. Und ja: Das konnten wir. Gemeinsam mit meinen Studierenden bewegten wir uns das letzte Semester zwischen zwei Welten - Der Allgemeinmedizin und der Kunst. Hauptverantwortlich für die Kommunikation und das Projektmanagement eines Projektes, von dem wir selbst noch nicht genau wussten, welche Form es annehmen wird.
Entstanden ist ein ganz außergewöhnlicher, interdisziplinärer Austausch und das nicht nur in Form von Siebdruckwerken, die nun im Institut für Allgemeinmedizin der LMU gezeigt werden. Sich auf andere Perspektiven einzulassen und Ideen zu entwickeln unter der Vorgabe von unterschiedlichsten Akteuren, hat dieses Projekt sehr bereichert. Es wäre ohne die Kreativität, die Unvoreingenommenheit und den Tatendrang der Studierenden undenkbar gewesen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Offenheit und Freude bei der Lektüre unseres Kataloges.
Johanna Winkler, im Juli 2023
Das haben die Künstler*innen zu sagen
Maya Kühner
Bietet die Umsetzung der thematischen Vorgabe eine Möglichkeit, die eigene Krankheitserfahrung darzustellen. Sie möchte andere Menschen für Themen sensibilisieren, die ihr persönlich wichtig sind. “...Medizin wird gebraucht, medizinischer Fortschritt ist wichtig für die Gesellschaft…”. Krankheit und Medizin hält sie für ein Thema, das in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden sollte. Mit ihrer Kunst möchte sie den Blick auf die Medizin lenken und zum Nachdenken anregen. ”…Siebdruck bietet viele Möglichkeiten, Botschaften auszudrücken und zu vermitteln…”.
Mira Gunzelmann
Findet es interessant, mit einer thematischen Vorgabe zu arbeiten, da sie bisher in der Regel sehr frei und impulsiv künstlerisch arbeitet. Für ihre Interpretation des Themas bekommt sie Impulse durch den Vortrag von Professor Jochen Gensichen und durch Gespräche mit von Krankheit betroffenen Personen im eigenen Umfeld. “...da habe ich viele Sätze aufgeschnappt…”. Diese Satzfragmente und Wörter sind zentraler Bestandteil ihres Bildes. Sie setzt für ihr textbasiertes Werk Mixed-Media Technik ein wie Lineup und Stempeldruck. “...mir macht der Kurs mega Spaß…hier ist ein Raum für so viel Kreativität…”.
Riem Albarazi
Wählt das Mittel der Karikatur um Erfahrungen auszudrücken, die sie während der Corona-Pandemie sammelte. Sie bringt sehr persönliche Gedanken auf Papier, “...die Message soll die betrachtenden Personen zum Nachdenken anregen…” . Sie hatte, wie die meisten anderen, keine Vorkenntnisse mit Siebdruck und auch das Arbeiten mit einem vorgegebenen Thema als Leitfaden ist eine neue Erfahrung. Zusätzlich gibt die öffentliche Ausstellung dem Werk einen größeren Sinn. Sie wünscht sich, dass durch das Betrachten ihres Bildes Impulse gesetzt werden und dass “...in Zukunft, wenn solche speziellen Anforderungen wie Corona an eine Gesellschaft gestellt werden, die Leute mehr als Gemeinschaft denken…”.
Elisabeth Märtin
Sieht eine gute Möglichkeit, durch Kunst ihre Gedanken und Erlebnisse in Bezug auf den Einsatz von Medikamenten zum Ausdruck zu bringen. Sie lässt persönliche Erfahrungen in ihre Bilder einfließen. “...Austausch von Kunst und Medizin ist sehr spannend und kann Einiges bewirken…” Im Zusammenspiel von Medizin und Kunst sieht sie den Siebdruck sowie den Einsatz von Multimedia Techniken als absolut geeignetes Mittel, um das vorgegebene Thema umzusetzen.”...durch Kunst kann man Themen ansprechen, die durch Worte nicht erreichbar sind…”.
Nick Merkel
Möchte den Personen, die sein Bild betrachten, keine Vorgaben machen. “...die Leute sollen selbst drin sehen, was sie sehen…”, die Eindrücke sollen nicht beeinflusst werden. Seiner Meinung nach hat die betrachtende Person immer die Freiheit der eigenen Interpretation und sollte sich diese auch nehmen. Er wählt eine spielerische Herangehensweise durch Verfremdung von Objekten und Motiven, die sich in Arztpraxen finden, aber auch im Schlafzimmer. “...sich ausleben ist Gesundheit…”.
Carla Springer
Beschäftigt sich über einen längeren Zeitraum mit der Themenvorgabe. Sie möchte den betrachtenden Personen viel Spielraum für eigene Gedanken und Assoziationen lassen und entscheidet sich für ein ”...Konstrukt aus verschiedenen anatomischen Formen und Figuren als Darstellung eines abstrakten Körpers…”. Kunst muss für sie nicht immer eine direkte, konkrete Aussage haben. Sie findet die spannende Herausforderung darin, nicht die Bilder zu wählen, die sich aufdrängen, sondern eine tiefere Auseinandersetzung ausdrücken. “...dieses große Projekt mit Ausstellung ist auf jeden Fall eine Bereicherung und eine große Erfahrung…”.
Elena Nieberle
Hat sich vorher wenig mit der Siebdrucktechnik auseinandergesetzt. Sie ist sowohl in der Organisation für die Vernissage tätig, als auch als eine der schaffenden Künstler:innen. Mit den Werken möchte sie mit einer minimalistischen Formensprache einen Bogen zwischen Medizin, Pharmazie und dem Individuum spannen. Dabei sind persönliche Erfahrungen, auch aus dem Umfeld, von Bedeutung. "Ich finde die Möglichkeit sehr toll, sich kreativ auszudrücken - und das im Rahmen eines Themas, das uns alle betrifft - die Gesundheit."
Das sagen die Organisator*innen dazu:
Herr Stöber – Beteiligt an dem Wiederaufbau der Siebdruckwerkstatt
Günter Stöber ist seit 2008 am Department Kunstwissenschaften tätig. Seine Schwerpunkte sind Malerei, Grafik und Kunst im öffentlichen Raum. Zuvor war er lange Lehrbeauftragter für die Siebdruckwerkstatt und war an deren Aufbau zentral beteiligt.
Er sieht den Siebdruck als wichtiges Mittel der Gegenwartskunst. Von Anfang an ist er bei der Planung des Projektes „Diagnose Kunst“ dabei und stellt gemeinsam mit Johanna Winkler erste Überlegungen an, wie ein solches Kooperationsprojekt umgesetzt werden kann. “...wie kann es für beide Seiten eine Bereicherung sein…was ist technisch umsetzbar?”. Die räumlichen und monetären Aspekte sowie die Praktikabilität und Brandschutzbestimmungen schaffen Bedingungen, die es zu berücksichtigen gilt. Die Siebdrucktechnik stellt sich für deren Umsetzung als ideales Mittel dar. “...die Medizin, die Wissenschaft, die Technik…die Mediziner arbeiten mit Bildern, die Kunstwissenschaften arbeiten mit Bildern…”. Die Kooperation bietet eine gute Möglichkeit des Austausches. “...Dialog, Gespräch und Vermittlung…Austausch von Medizin und Kunstwissenschaften hat eine lange Tradition…von Leonardo bis jetzt zu den KI-Techniken…”. Für zukünftige Projekte könnte kann der Austausch der Beteiligten aus den verschiedenen Fachgebieten intensiver stattfinden, um einen persönlicheren Bezug zu den Bildern herzustellen „…und ich möchte, dass der Bezug ein Schöner ist…”.
Prof. Gensichen – Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin
Prof. Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am LMU-Klinikum:
Professor Jochen Gensichen erklärt uns die Aufgabenfelder des Instituts für Allgemeinmedizin. In der Lehre liegt der Fokus darauf, Medizinstudierenden der LMU den Beruf und das Aufgabenfeld des Hausarztes nahezubringen.
In der Forschung setzt das Institut seine Schwerpunkte so, dass Hausärzt:innen kontinuierlich an neues Wissen gelangen, welches dazu beiträgt, die Patient:innen effektiv zu begleiten.
Der Gedanke, wie dieses Institut mit seinem etwas abstrakten Portfolio greifbar gemacht werden kann, wirft Fragen auf. Wie können wir die Welt der Allgemeinmedizin auf eine neue, erfrischende Art und Weise präsentieren? Die Mitarbeiter:innen des Instituts sowie einige Hausärzt:innen haben gemeinsam einen Leitfaden entwickelt, der als Grundlage für eine wunderbar unkonventionelle Idee dient: eine kreative Zusammenarbeit mit Studierenden des Departments für Kunstwissenschaften, um die Welt der Allgemeinmedizin auf spielerische und bildhafte Weise auszudrücken.
Anlass für die Kooperation ist unter anderem das 10-jährige Jubiläum der Stiftung für Allgemeinmedizin, welches im Sommer 2023 gefeiert werden soll. So beginnen Professor Gensichen, seine Referentin Sandra Nauerz und Andrea Bischhoff, Geschäftsführerin der Stiftung Allgemeinmedizin, die Idee umzusetzen. Grundlage für die Bilder ist das Leitbild des Instituts. Ein spannendes, interdisziplinäres Projekt. “...wir können die Themen, die uns wichtig sind, außerhalb von Wissenschaft, außerhalb von Arzt-Patienten-Beziehung, außerhalb von Praxis und Krankenhaus anders mitteilen und uns verständlich machen…". Professor Gensichen sieht insbesondere eine Bereicherung darin, andere Zugänge zu seiner Arbeit zu finden und dadurch neue Fragen zu generieren. “…wenn sich Personen aus anderen Bereichen mit meiner Arbeit beschäftigen, stellen sie andere Fragen und helfen mir dadurch, darüber nachzudenken und so neue Zugänge zu meiner Arbeit zu finden…”. Die Kunst deckt neben dem erklärenden Teil auch den emotionalen Bereich ab. In einer schönen Umgebung arbeiten und sich in den Räumen wohlfühlen, schafft Identifikationsmöglichkeiten. “...wenn in unseren Räumen Bilder hängen, die jemand für uns gemacht hat, weil er sich mit uns beschäftigt hat, macht das Freude und erzählt uns nochmal was wir tun…”. Er freut sich auf die Gespräche und den Austausch mit den Künstler:innen. Wie haben sie die Themen umgesetzt? Was stehen für Ideen hinter den Werken? Es ist ein spannendes Experiment für alle. Der Versuch, von einer Fakultät zur anderen zu denken. “...wir sind alle eine Uni, die LMU mit so verschiedenen Sichtweisen, es ist ein großes Glück, dass wir uns an vielen Stellen ergänzen und unterstützen können, an vielen Stellen zusammen etwas Neues entwickeln und am Rand des eigenen Faches sich mit Menschen zu treffen und gemeinsam zu überlegen, wo die Schnittpunkte liegen…”. Eine neue und interessante Erfahrung für ihn ist es, Kunst nicht nur als Produkt, sondern auch als umgebendes, gesamtes Konzept kennenzulernen. Zu erleben, wie viel man durch Kunstmanagement möglich machen kann, und wie wichtig dieser Bereich ist. Für uns alle gilt es zu erkennen: Wie kommuniziere ich meine Arbeit? Da kann Kunst im interdisziplinären Kontext auch zum Thema der eigenen Legitimation wertvolle Beiträge leisten. “..wie wird die LMU und die Arbeit der LMU in der Stadt wahrgenommen…auf jeden Fall ein spannender und interessanter Umgang mit Universität..".
Frau Blanché – Leitung des Siebdruck Kurses
Eva Blanché ist begeistert von der Siebdrucktechnik. Da die meisten Künstler:innen keine Vorkenntnisse im Siebdruck haben sieht sie als ihre große Aufgabe innerhalb eines Semesters mit den Studierenden präsentierfähige Werke zu produzieren. Bei der Planung gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen, beispielsweise welches Format von Anfängern bewältigt werden kann, u.a. weil es körperlich sehr anstrengend ist, auf größeren Formaten ein ausgewogenes Druckbild zu erzeugen. Auch das Wetter spielt eine Rolle, bei warmem Wetter trocknen die Farben schneller, was bedeutet unter Stress arbeiten zu müssen. Die Studierenden sind also gefordert. “…Siebdruck ist keine spontane Technik, man muss planen, die einzelnen Arbeitsschritte sind zeitaufwändig, bis zum eigentlichen Druck sind diverse Schritte vorgeschaltet…”. Trocknungsphasen müssen eingeplant werden. Der straffe Zeitplan erfordert hohe Disziplin beim Arbeiten. “...Variation ist wichtig…”. Wie können die Studierenden in einem knappen Zeitraum eine vorgegebene Menge an Werken produzieren? Der Einsatz von Mixed-Media bietet Möglichkeiten der individuellen Gestaltung. Die organisatorischen und zeitlichen Vorgaben stets im Blick zu behalten, ist die ständig präsente Herausforderung. Das Arbeiten mit konkreter Themenvorgabe im Kurs ist auch für Frau Blanché ein Novum, die interdisziplinäre Kooperation empfindet sie als sehr spannend. “...Die Drucke, die Webseite, der Katalog…realistische Öffentlichkeitsarbeit…kein fiktives Szenario…all die Planung, die mit einhergeht,…das ist auch für die Studierenden interessant…”. Dass durch dieses schöne Projekt in so vielen Bereichenetwas Bleibendes entstehen soll sieht sie als großen Gewinn für alle Beteiligten. “...und es ist schön, dass die Siebdruckwerkstatt, die sich im Keller befindet, auch die Arbeitsatmosphäre dort ein bisschen nach außen sichtbar gemacht wird…”
Frau Winkler – Leitung des Kunstmanagement Kurses
Johanna Winkler, Referentin am Department Kunstwissenschaften, unterrichtet seit fast 10 Jahren Praxiskurse:
Johanna Winkler schildert zwei Hintergründe, weshalb das Projekt zustande gekommen ist: Zum einen das Angebot einer Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin und zum anderen die Wiedereröffnung der Siebdruckwerkstatt.
Die Siebdruckwerkstatt musste aufgrund mangelnder Sicherheit jahrelang geschlossen bleiben. “…es war ein Herzensprojekt von Herrn Stöber und mir…” die Werkstatt zu renovieren und wieder in Schwung zu bringen. Die Anfrage von Professor Jochen Gensichen bzgl. einer Kooperation des Instituts für Allgemeinmedizin und dem Department Kunstwissenschaften erkennt sie sofort als “...super Chance für die Studierenden…solche Angebote sollen genutzt werden…”. Sie setzt sich mit sehr viel Engagement ein, dass dieses Projekt zustande kommt. “...das ist so ein spannendes Thema, eine Kooperation mit den Medizinern gab es noch nicht am Department…die Studierenden müssen bei einem so außergewöhnlichen Projekt mitgenommen werden…”. Die Kommunikation bei einem Kooperationsprojekt, an dem so viele Leute beteiligt sind, stellt sie vor eine große, besonders zeitintensive Herausforderung. Alle Beteiligten stets im Boot zu behalten, ist ihre zentrale Aufgabe.“...ich bin richtig glücklich über das kreative Potential der Mitwirkenden, das Entstehen…jeder kann mit dem, was er hat, zu einem tollen Ergebnis beitragen…”. Dieses Projekt ist aus ihrer Sicht ein großer Gewinn für die beteiligten Studierenden. Es ist kein für Studierende entwickeltes Konzept und kein Simulieren eines Projektes, sondern real und total ergebnisoffen. Alle haben viel Mitgestaltungsmöglichkeit und jeder trägt zum Gelingen des Projektes bei. “...die Offenheit des Projektes finde ich besonders schön…”.